Tipps von deiner Lektorin – dein Buchgenre wählen
✍️Heute dreht sich mal wieder alles um die Genres, mit denen ich mich als Lektorin bei meiner Arbeit begleiten. Das Genre, um das es sich heute dreht: der Familienroman.
Mein Herz schlägt für Texte, die berühren und zum Nachdenken anregen. Ich lektoriere leidenschaftlich gern Belletristik, die unter die Haut geht – von bewegenden Coming-of-Age- und Liebesgeschichten bis hin zu komplexen Familienromanen. Auch Dystopien und Fantasy-Bücher, die bekannte gesellschaftliche Themen neu interpretieren, finde ich sehr spannend.

Der Familienroman
Was macht den Familien- und Gesellschaftsroman so besonders?
Dieses Genre taucht tief in das Geflecht familiärer Beziehungen und gesellschaftlicher Dynamiken ein.
Wenn du darüber nachdenkst, dich mit diesem erzählerischen Terrain auseinanderzusetzen, behalte diese fünf Schlüsselpunkte im Blick:
Figuren-Tiefseebohrung statt flacher Pappkameraden: Deine Figuren sind keine Statisten, sondern komplexe Persönlichkeiten mit Widersprüchen, Geheimnissen und innerem Drama. Im Zentrum stehen familiäre Spannungen, unausgesprochene Konflikte und die vielschichtigen Perspektiven einzelner Familienmitglieder. Stell dir vor, du sitzt beim Abendessen mit der Familie – und plötzlich kommt alles auf den Tisch: alte Wunden, versteckte Vorwürfe, verdrängte Wahrheiten. Wer wurde enterbt? Warum redet die Tante nicht mehr mit dem Onkel? Und was ist damals wirklich passiert an jenem Weihnachtsabend, den alle lieber vergessen würden?
Die Gesellschaft – dein heimlicher Co-Autor:
Dein Roman entsteht nicht im luftleeren Raum. Er reflektiert die sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Bedingungen einer bestimmten Epoche – sei es das rebellische Lebensgefühl der 60er, die moralischen Brüche der 90er oder das Chaos und die Widersprüche der Gegenwart.
Deine Figuren stecken nicht nur in familiären Verstrickungen, sondern auch mitten im Zeitgeist. Und genau dieser gesellschaftliche Wandel macht ihre Geschichten so packend.
Auf Zeitreise gehen:
Pack deine Zeitmaschine aus! Wir springen durch die Jahrzehnte, schauen zu, wie aus den quengeligen Kindern die zerstrittenen Erwachsenen werden. Und wir sehen, wie sich das Familienerbe – ob Liebe, Wut oder eine alte Uhr – über Generationen hinweg vererbt. Der Clou? Du erzählst die Geschichte mal aus der Perspektive der Oma, mal aus der des rebellischen Enkels. Das Spiel mit verschiedenen Erzählperspektiven kann dabei helfen, ein vielschichtiges Bild zu erschaffen.
- Konflikte wie beim „Kampf der Titanen“:
Hier geht’s nicht um harmlose Kabbeleien – sondern um emotionale Schlachten. Es kracht zwischen Geschwistern, Eltern und Kindern, alte Rechnungen werden beglichen, neue Wunden geschlagen. Und als wäre das nicht genug, funkt auch noch die Gesellschaft dazwischen: Erwartungen, Normen, Schuldgefühle, unausgesprochene Loyalitäten. Das ist der Stoff, aus dem emotionale Achterbahnfahrten gemacht sind – intensiv, vielschichtig und mitreißend.
- Recherche-Nerd-Modus an:
Bevor du losschreibst, tauch tief ein in die Welt deiner Figuren. Was trugen die Menschen damals? Wie klangen ihre Gespräche, ihr Alltag, ihre Sorgen? Beherrschst du diese Details, erschaffst du keine Kulisse, sondern ein lebendiges Universum – so glaubwürdig und dicht, dass deine Leser:innen diese Welt so schnell nicht mehr verlassen wollen. Kurz: Je genauer du weißt, wie die Welt deiner Geschichte funktioniert, desto mehr Tiefe bekommt sie.






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